Dr. Katharina Fenzl, seit 2017 bei Noerr, über ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Perspektiven im Bereich Litigation.


Wie war die Anfangsphase bei Noerr? Kanntest du die Kanzlei bereits?

Noerr und den Fachbereich Litigation am Berliner Standort habe ich bereits in den drei Jahren vor meinem Berufseinstieg während meiner promotionsbegleitenden Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin kennengelernt. In dieser Zeit wurde ich als Teil des Litigation Teams von Beginn an aktiv in alle Bereiche der Dezernatsarbeit einbezogen und konnte so einen sehr umfassenden Eindruck von der Tätigkeit als Prozessanwält/in gewinnen.

Diese Vorkenntnisse haben mir den Berufseinstieg ganz erheblich vereinfacht. Sollte man also mit der Arbeit in einer Kanzlei wie Noerr liebäugeln, kann ich nur empfehlen, bereits frühzeitig im Rahmen eines Praktikums, dem Referendariat und/oder einer wissenschaftlichen Mitarbeit einen ersten Einblick in die Tätigkeit sowie das künftige Kollegium zu wagen!

Wie groß ist das Team, mit dem du heute arbeitest, wie der Umgang miteinander?

Die Arbeit in unserem Fachbereich zeichnet sich dadurch aus, dass es für Associates keine klassische Partner/innenanbindung gibt, sondern sich vielmehr mandatsbezogene Teams bilden. Als Anwält/in kann man so auch gleichzeitig Teil mehrerer Teams sein und kommt auf diese Weise schnell mit vielen Kolleg/innen – auch standortübergreifend – in Kontakt.

Besonders spannend erlebe ich derzeit die Arbeit in einem fachbereichsübergreifend betreuten Mandat, welche mir interessante Einblicke in die Arbeitsweise anderer Fachbereiche und so einen Blick über den Tellerrand gewährt.

In den mittlerweile sieben Jahren bei Noerr habe ich bereits in verschiedenen Teams mitgewirkt und den Umgang untereinander stets als sehr kollegial und vor allem hilfsbereit empfunden. Gerade die Berufseinsteiger/innen und jungen Associates stehen sich in der Mandatsarbeit mit Rat und Tat zur Seite und lernen auch voneinander, sodass man sich nie allein gelassen fühlt.

Hast du regelmäßig Mandantenkontakt?

Als Prozessanwält/in bei Noerr betreut man ab dem ersten Tag eigenverantwortlich ein eigenes Dezernat mit eigenen Fällen. Dazu gehören selbstverständlich auch der Kontakt mit dem/der Mandant/in sowie die Wahrnehmung von Gerichtsterminen. Ich werde nie vergessen, wie ich in meiner ersten Arbeitswoche als Anwältin alleine einen Gerichtstermin einschließlich mehrstündiger Zeugenvernehmung wahrgenommen habe. Mit diesem Sprung ins kalte Wasser geht natürlich eine steile Lernkurve einher und man gewinnt schnell an Erfahrung und fachlichem Selbstvertrauen.

Hast du oft mehrere Mandate gleichzeitig oder dominiert eines?

Im Bereich Class & Mass Action Defense ist man üblicherweise für einige wenige Mandant/innen tätig und bearbeitet für diese eine Vielzahl einzelner Verfahren aus einem bestimmten Themenkomplex. Ein Dezernat in unserem Fachbereich kann hierbei aus mehreren verschiedenen Verfahrenskomplexen bestehen.

Zu Beginn meiner Tätigkeit hatte ich beispielsweise ein sehr buntes Dezernat mit Verfahren verschiedener Mandant/innen. Über die Jahre entwickelt man jedoch ein eigenes Profil, bildet in bestimmten Bereichen eine besondere Expertise heraus und kann so auch die Mandatsstruktur des eigenen Dezernats aktiv mitgestalten. Derzeit betreue ich ganz überwiegend ein großes Mandat im Bereich des Kartellschadensersatzrechts, habe jedoch auch immer wieder insolvenzrechtliche Verfahren auf dem Schreibtisch. Momentan bereiten wir beispielsweise ein spannendes Musterverfahren vor, welches ich unter anderem mit Kollegen von anderen Standorten betreue.

Wie international sind die Aufgaben?

In dem von mir schwerpunktmäßig bearbeiteten kartellschadensersatzrechtlichen Mandat vertreten wir eine Mandantin aus den Niederlanden. Hier findet natürlich die gesamte Kommunikation auf Englisch statt und es bestehen auch Überschneidungen mit Kollegen aus anderen europäischen Jurisdiktionen. Die von mir betreuten Verfahren sind allerdings alle vor deutschen Gerichten anhängig.

Weißt du heute schon, was morgen auf deinem Tisch liegt?

Absolut, und das ist für mich persönlich auch ein wichtiger Aspekt meiner täglichen Arbeit: Die große Unabhängigkeit und Planbarkeit im eigenen Dezernat. Als Prozessanwältin wird meine Arbeit durch die gerichtlichen Fristen bestimmt und diese kommen selten überraschend. Ich weiß heute schon, welche Schriftsätze ich in den nächsten Wochen bis wann entwerfen muss und kann meine Zeit entsprechend selbstständig einteilen. Da überraschende Mandant/innenanfragen in unserem Fachbereich nicht an der Tagesordnung sind, kann ich so beispielsweise auch unter der Woche Verabredungen mit Freund/innen einhalten. Diese Planbarkeit hat mir auch den Wiedereinstieg nach meiner Elternzeit sehr erleichtert und ist für das Gelingen meiner Teilzeittätigkeit natürlich ebenfalls entscheidend. Auf diese Weise lässt sich die Arbeit an großen und spannenden Mandaten mit den täglichen Herausforderungen meines Familienalltags sehr gut vereinbaren.

Wenn du damals gewusst hättest, was du heute weißt: Was hättest du anders gemacht?

Vermutlich hätte ich noch ein Masterstudium im Ausland absolviert. Neben der fachlichen und fremdsprachlichen Ausbildung würde mich persönlich auch ein längerer Auslandsaufenthalt sehr reizen. Aber zum Glück ist es dafür ja eigentlich nie zu spät und Noerr unterstützt auch Spätentschlossene bei derartigen Vorhaben.

Herzlichen Dank für deine Zeit, Katharina.

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